Klima-Aktionsplan (KAP)

Jena braucht den Klima-Aktionsplan
für soziale und ökologische Gerechtigkeit!

Der Klimawandel

Er ist real: Das Jahrzehnt 2011 bis 2020 war das wärmste seit Beginn der systematischen Messungen. 

Wir sind die Ursache: Durch das Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl oder Erdgas entsteht das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2). Wenn mehr CO2 in die Erdatmosphäre gelangt, wird es wärmer. Im Jahr 2020 lag die CO2-Konzentration im Jahresmittel fast 50% höher als vor Beginn der Industrialisierung. Wir heizen die Erde auf. 

Er ist gefährlich: Hitzewellen, Waldbrände, Meeresspiegelanstieg, Dürre und Überschwemmungen: In Deutschland wird die Zahl der Regentage im Sommer abnehmen, Extremwetterereignisse mit Starkregen und die Zahl der Hitzetage werden zunehmen. Die Klimaveränderungen sind jetzt schon spürbar. Gleichzeitig verändert der Klimawandel Tier- und Pflanzenwelt – weil Arten sich nicht schnell genug anpassen, verdrängt werden oder überhandnehmen. Infektionen, auf die unser Immunsystem nicht vorbereitet ist, nehmen zu. 

Die Fachleute sind sich einig: Im Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) analysieren Hunderte von Fachleuten Zehntausende von Studien für die Weltklimaberichte — im Auftrag der Regierungen fast aller Staaten der Welt, aber unabhängig. 

Wir können etwas tun: In Jena ist 2022 ein Klima-Aktionsplan (KAP) erstellt worden, der zum Ziel hat, Jena bis 2035 klimaneutral zu machen. Klimaneutral bedeutet, dass nur so viele Treibhausgase ausgestoßen werden, wie z.B. durch Bäume wieder aufgenommen werden können. 

Dieser Klima-Aktionsplan muss jetzt vom Stadtrat beschlossen und die erforderlichen Maßnahmen müssen umgesetzt werden. 

Zusammenfassung

Ziel

Der KAP wurde mit dem Ziel erstellt ein Szenario zu beschreiben, in dem Jena bis 2035 klimaneutral wird. Dazu werden alle seitens der Stadt durchführbaren Maßnahmen beschrieben, die zur Erreichung dieses Ziels notwendig sind.

Kompensationen

Eins ist jetzt schon klar: Auch die engagierten Maßnahmen des KAP reichen noch nicht aus, um die Emissionen vollständig zu vermeiden. Darum müssen ca. 20 % der Treibhausgasemissionen (bezogen auf 2019) kompensiert werden, um bilanziell ein Ergebnis von Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

Eine Kompensationsmaßnahme kann zum Beispiel das Wiedervernässen einst trockengelegter Moore sein: Das dann intakte Ökosystem bindet Kohlenstoff aus der Atmosphäre und speichert ihn in der Biomasse.

Maßnahmen (Auszug)

Zur Umsetzung des Klimaneutralitäts-Szenarios wurden 73 Maßnahmen entwickelt und in einem Maßnahmenkatalog zusammengestellt. Sie verteilen sich auf sieben Themenfelder.

Energie

Das Fernwärmenetz soll erweitert werden und die Fernwärme klimaneutral werden, indem künftig statt Erdgas Flußthermie, Geothermie und Abwärme mit Wärmepumpen und «Grünstrom» und Solarthermie genutzt werden. Dafür sind die Vorlauftemperatur im Fernwärmenetz zu senken und der Bau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen sowohl im Stadtgebiet als auch gemeinsam mit dem Umland nötig. Das Stromnetz ist auszubauen für die steigende Elektrifizierung der Mobilität und Wärmeversorgung mit Wärmepumpen.  

Klimafreundliche Lebensweise

Schulessen soll ökologisch, regional und fair sein. Die Lebensmittelverschwendung soll reduziert werden. Regionale Produkte und Dienstleistungen sollen gefördert werden. Flächen sollen entsiegelt und angepasst gepflegt werden, um die Biodiversität zu fördern. Es soll ein einheitliches System an Mehrweg-Verpackungen eingeführt und Tausch- und Sharing-Plattformen und Repariermöglichkeiten gefördert werden. 

Klimaneutrale Gebäude und Quartiere

Das energetische Sanieren von Bestandsgebäuden soll beschleunigt und durch serielles Sanieren effizienter werden (SM06, LM03).  Energiesparen soll gefördert werden.

Der Gebäudebestand der jenawohnen soll energetisch saniert werden und alle geeigneten Dächer mit PV-Anlagen ausgerüstet werden. Für Neubauten sollen Klimaschutz-Standards festgesetzt werden. 

Mobilität

Fußgänger, Fahrradfahrer und ÖPNV sollen in der Verkehrsplanung Vorrang erhalten, Fuß- und Fahrradwege ausgebaut und der ÖPNV gestärkt und attraktiver werden. Um die Attraktivität des Autoverkehrs zu senken und die Anzahl der parkenden Autos in der Stadt zu reduzieren, sollen die Parkgebühren erhöht werden. Die Stadt soll auf mehr Elektromobilität hinarbeiten – sowohl für private und städtische Fahrzeuge, als auch im ÖPNV. Auch überregional soll der ÖPNV durch Verbesserungen im Regional- und Fernverkehr. Auch sollen das Car-Sharing-Angebot verbessert und verkehrsberuhigte Wohnviertel geschaffen werden. 

Klimaneutrale Unternehmen

Für Unternehmen soll eine zentrale Anlaufstelle (Klima-Servicestelle) geschaffen werden, um eine breite Wissensbasis zu schaffen wie sich Unternehmen künftig aufstellen können (Möglichkeiten des Klimaschutzes als Standortvorteil, Erarbeitung von Klimazielen u.a.) (SM 09). Die Stadt soll eine PV-Carport-Pflicht von Gewerbeparkflächen einführen und einen regionalen Ökostrom-Tarif für Unternehmen anbieten. 

Klimaneutrale Verwaltung

Für den kommunalen Gebäudebestand soll ein Sanierungsfahrplan erarbeitet werden, außerdem sollen Energiesparmodelle in Schulen und Kindergärten eingeführt werden, um die Kinder auch für ihr privates Umfeld zu sensibilisieren (Multiplikator-Effekt). Alle kommunalen Dächer und Parkplätze sollen, wenn möglich, mit PV-Anlagen ausgestattet werden. Außerdem soll der betriebliche Fuhrpark auf alternative Antriebe umgestellt werden (Elektro- oder Wasserstoffantrieb). 

Strategische Maßnahmen

Es soll eine Kommunikationsstrategie entwickelt werden, um die Umsetzung durch Akzeptanzsteigerung insbesondere in der Zivilgesellschaft zu fördern. In Verbindung damit soll eine zentrale Anlaufstelle für niederschwellige Informationen (Klimanotstands-Zentrum) geschaffen werden. Desweiteren sollen Klima-Bürgerräte einberufen werden. Um eine konsequente und zeitnahe Umsetzung des Klima-Aktionsplans zu forcieren, soll die Umsetzung der Maßnahmen jährlich kontrolliert werden. Alle Stadtratsbeschlüsse sollen mit Hilfe eines CO2-Preises auf Klimaverträglichkeit geprüft werden. 

Der Flächennutzungsplan soll überarbeitet werden, um eine kompakte und verkehrsreduzierende sowie klimaresiliente Siedlungsstruktur mit einer entsprechenden Nutzungsmischung gemäß dem städtebaulichen Leitbild „Stadt der kurzen Wege“ umzusetzen. Durch die Schaffung einer verbindlichen Bauleitplanung sollen die Belange der Klimafolgenanpassung bei der städtebaulichen und infrastrukturellen Planung frühzeitig integriert werden. Dabei sollen auch Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung auf Grundlage der Jenaer Klimaanpassungsstrategie (JenKAS) umgesetzt werden. Um die Umsetzungsgeschwindigkeit der Maßnahmen zu erhöhen, soll eine Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive gestartet werden. 

Außerdem: Erstellen eines städtischen Förderprogrammes; klimaschonende Anpassung der Bauleitplanung; verbesserte Zusammenarbeit mit dem Umland; Ausbildungsoffensive im Handwerk; Regionaler Ökostromtarif für Unternehmen; Lebensqualität und Versorgungsangebote in Quartieren verbessern

Klima-Aktionsplan

Der Bericht zum Klima-Aktionsplan ist weiter unten zu finden.

Maßnahmensteckbriefe – Klima-Aktionsplan Jena

Bericht – Klima-Aktionsplan Jena

Nächste Schritte

Donnerstag, 09.02.2023

Der Klima-Aktionsplan muss im Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss sowie im Finanzausschuss beraten werden. Diese werden voraussichtlich am 9. Februar 2023 stattfinden. Wir werden an diesem Tag eine Mahnwache abhalten (16 Uhr, altes Rathaus, Markt Jena). 

Mittwoch, 22.02.2023

Dann muss der Klima-Aktionsplan im Stadtrat beschlossen werden. Bis jetzt ist diese entscheidende Abstimmung für den 22. Februar 2023 geplant. An diesem Tag wird es eine Kundgebung vor dem Stadtrat geben (16 Uhr, vermutlich wieder am alten Rathaus, Markt Jena).

Komm zur Demo und zeig, dass uns die Umsetzung des KAP wichtig ist!

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